Die 2. Kompanie der Schützengesellschaft Bösingfeld hat ihre ganz besonderen Eigenarten
Und die „Kaiserjäger“ singen: „Mit 66 Jahren ist noch lange nicht Schluss“
Extertal-Bösingfeld. „Also, putzt eure Uniformen und füttert schon mal euer Sparschwein! Lasst uns im Vergleich zur 60-Jahrfeier noch einen drauf legen“, motiviert Ralf Klemme, der Hauptmann der 2. Kompanie der Schützengesellschaft Bösingfeld, seine Kameraden. Gemeint ist das diesjähriges Haupt-Ereignis bei der „Zwoten“, die große Feier “66 Jahre Kaiserjäger”, die am 29. September 2018 bei Conny und Burkhard Dreier auf dem Brakenberg stattfinden wird. Freuen können sich die rund 220 geladenen Gäste schon jetzt auf eine schöne Feierlichkeit im Ambiente des geschmückten Festzelts. Im geselligen Teil wird ein besonderer Überraschungsgast auftreten und zur Stärkung gibt es ein umfangreiches Büffet.
Im Rahmen dieser Zusammenkunft werden außerdem Ehrungen verdienter Schützenbrüder durchgeführt. Anwesend sein werden zahlreiche ehemaligen Königspaare und Hauptmänner.
Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung vom Lipperland-Orchester und einem DJ. So steht der „Kaiserjäger-Familie“ ein Tanz bis in die frühen Morgenstunden nicht mehr im Wege. „Es ist uns eine Freude, Ehre und Verpflichtung dieses Fest auszurichten, denn wir alle verkörpern eine Tradition, die es gilt zu pflegen und vor allem zu leben.“
Angefangen hat alles nach dem 2. Weltkrieg, als um 1950 das Bösingfelder Schützenwesen langsam wieder auflebte. Ab Ende 1951 wurde begonnen erneut ein Schützenfest vorzubereiten, das dann 1952 erstmals stattfand. „Dadurch motiviert, gründete sich schon im selben Jahr die 2. Kompanie. Ihr erster Hauptmann war für fünf Jahre Heinrich Brand“, weiß Klemme. Auf seinen Posten folgten über die Jahrzehnte Max Schuhmacher (1957-67), Werner Riekhof (1967-88), Werner Lampmann (1988-92), Clemens Friedrichs (1992-2002), dem die Kompanie sehr viel zu verdanken hat und heute noch als Major aktiv am Geschehen seiner Kaiserjäger teilnimmt und Günther Grabbe (2002-12), der danach zum Ehrenhauptmann der 2. Kompanie ernannt wurde.
Seit 2012 ist Ralf Klemme nun der Hauptmann und wird dabei von Mario Holzkamp vertreten. Als Spieß ist Jan Husmann und als sein Stellvertreter Michael Krawczyk im Amt. Derzeit verfügt die 2. Kompanie über 118 Mitglieder ab 17 Jahre bis ins hohe Alter. Der Älteste ist Heinz Marquardt mit 93 Jahren, der die Aktivitäten noch immer interessiert verfolgt.
„Rund ein Drittel haben einen Sportpass. Zu den besten Schützen gehören Mario Holzkamp, Jörg Himstedt und Marcus Homuth, Ralf und Dennis Kröner. Alle 14 Tage finden mittwochs um 19.30 Uhr die Schießabende statt. Geschossen wird Kleinkaliber, Luftgewehr und Luftpistole“, so der Kompaniechef.
Nachdem das Königsschießen früher an den Eichen, am Haus „Waldfrieden“ und auf dem alten Sportplatz an der Mittelstraße abgehalten wurden, fanden die Schützen 1957 an der Waldstraße endlich eine dauerhafte Heimat. Den ersten König auf dem neuen Schießstand stellte in jenem Jahr die 2. Kompanie. Willi Kirchhof und Erna Hauptmann waren deren erste Majestäten.
Weitere neun Königspaare folgten ihnen seitdem nach. Es waren Gustav Bracht mit Ingrid Riekhof (1965), Werner Lampmann mit Hildegard Rath (1971), Clemens Friedrichs mit Wilma Brakemeier (1977), Heinz Eggers mit Helga Hoffmeister (1983), Eckhard Kässner mit Elisabeth Kuhfuß (1989), Günther Wehrmann mit Margarete Hanslok (1995), Günther Grabbe mit Annemarie Tasche (2001), Ralf Kröner mit Ute Nicolai (2007) und Maik Schlicht mit Yvonne Vandersee (2013). Im kommenden Jahr wird es turnusmäßig wieder einen König aus der 2. Kompanie geben.
Von Zeit zu Zeit „erlaubt sich“ die 2. Kompanie Neuheiten einzuführen, die aber sehr schnell zu Traditionen werden. So etwa als 1967 Werner Riekhof Hauptmann wurde und er seiner Kompanie einen besondere Ehrentitel verlieh. Seine Leidenschaft für das österreichische Militärwesen inspirierte ihn, seinen Mannen einen wohlklingenden Beinamen zu vermachen. Rund 150 Jahre nachdem Kaiser Franz I. von Österreich das Kaiser-Jäger-Regiment aufgestellt hatte, erhielt Ende der 1960er Jahre auch die 2. Kompanie den Namen „Die Kaiserjäger“.
„Dies nahm Anfang dieses Jahrtausends der damalige Schützenkönig Günther Grabbe zum Anlass der 2. Kompanie zwei original nachgeschneiderte Uniformen der österreichischen Kaiserjäger zu stiften. Seither werden sie bei den Rundmärschen zu den Schützenfesten getragen. Zuletzt durften Marcus Homuth und Björn Gaul sie 2017 präsentieren. 2003 stiftete das scheidende Königspaar Günther Grabbe und Annemarie Tasche der 2. Kompanie auch noch eine Standarte, die bei offiziellen Anlässen getragen wird.“
Zudem begleitet seit 11 Jahren eine eigene Kanone die Rundmärsche der Kompanie beim Bösingfelder Schützenfest. „2007 haben wir unsere neue Kanone in Dienst gestellt, die recht ordentlich knallen und rauchen kann. Unser Schützenbruder Fred Stock hat sie mit Unterstützung vom Matthias Wehrmann in liebevoller Detailarbeit gebaut.“ Gezogen wird sie vom Prosche-Trecker von Walter Hördemann senior. „Dabei gibt das Gespann immer ein prächtiges Bild ab.“ Schon früher hatten die Kaiserjäger eine Kanone der Familie Fischer bei Umzügen dabei. Sie stand aber später nicht mehr zur Verfügung.
Zum Einsatz kommt die neue lautstarke Kompanie-Waffe auch beim Fahnenmastschnatgang, der seit 2007 am Freitag vor dem Königschießen durchgeführt wird. Gestartet wird der Umzug stets vom Treffpunkt bei Major Carlo Knabe, unserm Ehrenmitglied der zweiten Kompanie. Auf dem Rundmarsch durch Bösingfeld werden dabei an verschiedenen Stationen bei Privatleuten feierliche Fahnenappelle zelebriert und die Kanone abgefeuert. „Das ist so beliebt geworden, dass sich mittlerweile bis zu 70 Personen auch aus anderen Kompanien an der Tour beteiligen.“
Seit 2011 praktizieren die Kameraden in den Schützenfestjahren eine weiteres Novum. Es wird ein verdienter Schütze aus den eignen Reihen ausgewählt, der das Privileg erhält, „Kaiserjäger“ des jeweiligen Schützenfestjahres zu werden. „Er darf das Kaiserjägerjahresabzeichen an seiner Uniform tragen. Nach Jörn Buchholz (2011), Walter Karnhof (2013) und Björn Gaul (2015) wurde 2017 Burkhard Dreier diese Ehre zuteil.“
Weiterer Höhepunkt in jedem Schützenfestjahr ist der Kompanieabend im Sommer, bei dem regelmäßig auch das sogenannte „Säbelrasseln“ stattfindet. „Nach Einbruch der Dunkelheit versammeln sich alle Schützen bei feierlichem Fackelschein auf dem Vorplatz des Schützenheims. Hier werden vom Ehrenoberst die Beförderungen der Offiziersanwärter und Offiziere vorgenommen. Dabei müssen die Aufgerufenen durch das Spalier von Offizieren mit hochgehaltenen Säbeln laufen. Diese werden dabei aneinander geschlagen und erzeugen so das typische Säbelrasseln.“
Ursprünglich war diese Veranstaltung ein reiner Offiziersabend mit Frauen. Dann aber wurde sie für alle geöffnet und zum großen Kompanieabend mit Gästen umfunktioniert. Dabei ist jedes Mal auch die 2. Kompanie der Schützen Alverdissen, die als befreundete Partnerkompanie bei vielen Veranstaltungen der Kaiserjäger zugegen ist. Zu Weihnachten 2017 haben beide Kompanien erstmalig eine gemeinsame Winterwanderung mit 100 Teilnehmern von Alverdissen nach Bösingfeld unternommen. Anlass dafür war das 50 jährige Bestehen der Kaiserjäger aus Alverdissen und das 65 jährige Bestehen der Kaiserjäger aus Bösingfeld.
„In den schützenfestfreien Jahren organisiert unsere Kompanie immer einen Familientag im September. Dann geht es mit Kind und Kegel erst auf eine Wanderung und anschließend gibt es ein geselliges Beisammensein mit Spielen sowie Unterhaltungsprogramm und Musik vom Lipperland-Orchester.“ Daneben gehören Ausflüge, die Himmelfahrtstreffen und der Schnatgang im November als Jahresabschluss zu den Aktivitäten, die Jung und Alt gemeinsamen erleben. „Das Schöne ist das Gemeinschaftsgefühl unter ganz unterschiedlichen Menschen, egal welchen Alters oder beruflicher und sozialer Herkunft sie sind. Unsere Nachwuchsgewinnung läuft sehr gut. Beim letzen Schützenfest traten 20 junge Leute der 2. Kompanie bei.“
Es gibt einige Schützen, ohne die die 2. Kompanie nicht das geworden wäre, was sie heute ist. Dies gilt für den jetzigen Altersoffizier Walter Karnhof, der 25 Jahr als Spieß aktiv war. Ebenso ist hier Bernd Möller zu nennen, der vor 20 Jahren die Schießabteilung der 2. Kompanie gegründet hat und selbst Schießoffizier wurde. Daneben hat er zahlreiche Feste organisiert und sich vielseitig eingebracht. Als Bösingfelder Original darf aber vor allem Fritz Druffel nicht vergessen werden. „Er war immer dabei und hat nicht nur mit seinen lockeren Sprüchen für viel Spaß gesorgt, sondern war auch als flinker Schirmhalter der Majestäten jederzeit zur Stelle.“
Für Spaß ist die 2. Kompanie ohnehin zu haben. Traditionell werden am Schützenfestmontag auf dem Rathausplatz humorvolle Einlagen dargeboten. So wurde der scheidende Schützenkönig Günther Grabbe 2003auf einem Holzpferd sitzend als „Reiterhauptmann“ präsentiert. Und im vorigen Jahr waren sechs Schützen der 2. Kompanie als Bierflaschen-„Six-Pack“ verkleidet aufmarschiert. In diesem Sinne: Ein dreifaches Horrido!!!
(Text und Fotos: Wulf Daneyko/privat)